KELEK ist ein Floß mit einer drei-tausendjährigen Geschichte. Die Ägypter benutzten es um Waren stromabwärts zu transportieren. Am Zielort wurde nicht nur die Fracht gelöscht, sondern auch das wertvolle Holz und die Seile verkauft. Nur die aufblasbaren Tierhäute fanden, mit Karawanen, den Weg zurück, zum Ausgangspunkt.
Isabelle Stalzer hat dieses wohldurchdachte Konzept in ihrer Arbeit aufgenommen, einzig die Schwimmkörper hat sie durch ausgesprochen verletzlich,- filigran anmutende Luftbälge aus transparentem Kunststoff ersetzt. Auch sind sie nicht mit Riemen an der Holzkonstruktion verschnürt. Das Gerüst scheint zu schweben und doch ordnet es durch ihr Gewicht die Luftsäcke. Diese gläsernen, amorphen Körper, ja „Embryonen“ wirken so verletzlich im Kontrast zu den fest verschnürten Balken. Leicht könnten sie, unter der Last der Konstruktion oder des Ladeguts, auf einer virtuellen Reise Schaden nehmen.
Versteht man die Luftsäcke als Metapher für das Individuum und die Holzkonstruktion als Sinnbild unserer Gesellschaft eröffnet sich eine interessante Deutungsmöglichkeit. Nur eine, in sich gefestigte und stabile Gesellschaft ist dazu in der Lage, eine sichere Reise für alle zu gewährleisten, doch wehe die bürokratische und selbstgefällige Konstruktion wird zu schwer oder die zu transportierende Fracht zu überbordendem Statussymbol unserer Kultur. Die organischen Luftschläuche würden zu tief ins Wasser gedrückt und das Floß manövrierunfähig. Ausgerechnet, nur die Embryonen kehren zum Ausgangspunkt zurück, um eine neuerliche Reise anzutreten. Ähnlich der Totenwaage des Anubis wird das Floß somit zu einer Waagschale, die die Qualität unserer gesellschaftlichen Moral und Ethik bei jeder Fahrt aufs Neue bemisst.
Rote Sonne
2019
Gouache
Fabriano FA4-270g/m2
152/225 cm
Rote Sonne
Eine rote Sonne drängt sich vom linken Bildrand in die Landschaft. Unaufhaltsam wird sie, die alles hervorgebracht hat, vor ihrem endgültigen Erlöschen, sich noch einmal gewaltig ausdehnen und in einem letzten, mütterlichen Aufbäumen, alles wieder in sich vereinen.
Wir erkennen Sonnenstürme, die das aufbrausende Meer gegen das Land peitschen und beides in einem zarten Nebel verhüllen. Im Gegensatz zu diesem horizontalen Naturschauspiel finden wir, gerade noch am rechten Bildrand, ein vertikales Konstrukt. Noch lange vor dem Landschaftsbild wird dieses Gefüge gänzlich aus dem Bild verdrängt sein. Es symbolisiert all unsere Bemühungen uns von der Natur abzuheben. In diesem komprimierten „Gedankengebäude „finden sich all unsere philosophischen und religiösen Fragen, Antworten und Irrtümer, über den Sinn und Zweck unseres Lebens.
Dieses Bild zeigt keine dramatische Weltuntergangsstimmung, denn es wird noch Millionen Jahre dauern bis sich der rote Stern, wohlwollend über das ganze Bild ausgedehnt haben wird. Zu einem mystischen Farbfeldbild eines Mark Rothko. Einer unergründlichen roten Fläche, die alles je Gewordene und Gewesene in sich bewahrt.
Galerie Splitter Art
Beth . Isabelle Muehlbacher
Eröffnungsrede . Burghart Schmidt, 19.02.2007
Wenn Sie sich in der kleinen, aber feinen Ausstellung um- schauen und die Objekte einmal oberflächlich zur Kennt- nis genommen haben, dann werden Sie natürlich merken, dass hier eine Art Medien-Überkreuzung geschieht. In Hinblick auf die traditionellen Medien der Kunst, wobei man in Zweifel sein könnte - hier schlägt es in die Fotografie über, aber in eine Fotografie, die sich auf insze- nierte Objekte, vorbereitete Objektsituationen konzen- triert. Aber Fotografie wurde lange zu den neuen Darstel- lungsmedien gegenüber den traditionellen gezählt.
In der allgemeinen Debatte über die neuen Medien jedoch gab es dann verschiedene Positionen. Etwa Marshall McLuhan setzte die Fotografie und den Film zu den alten Medien und sogar noch den Rundfunk. Er sah den Beginn der neuen Medien eigentlich erst mit der Television ge- kommen, weil er die Maßgabe ausgab im Unterschied - kalte und warme Medien. Die früheren künstlerischen Medien waren warm, auch der Rundfunk war noch warm als Medium, weil eine breite Assoziation sinnlicher Anschauung provoziert wurde, die einen sofort gefühlsmä- ßig über das objektiv Vorliegende hinaus beteiligt. Selbst wenn man sogar das Objekt, so auch das Kunstobjekt ablehnen würde. Dagegen völlige Distanzierung sei durch das Fernsehen eingetreten.Da geht McLuhan sogar so weit zu sagen, dass etwa Hitlers Rhetorik über den Rundfunk
Wirkung erzielen konnte. Wehe, es hätte damals ausführli- che Fernsehaufzeichnung gegeben. Da hätte sich die ganze Lächerlichkeit dieser Rhetorik entblättert in der Kälte der Distanz. Während der Rundfunk andere Sinne zum Assoziieren oder zur Assoziation zwingt, und andererseits auch der Film ist ja in Schnitt und Montage dann künstle- risch kombiniert. Da kann man auch sozusagen noch Wärme erzeugen, anders als im kalten Medium der Tele- vision.Paul Virilio dann setzte sogar die neuen Medien von heute an als erst gegeben durch die computergesteuerte Video-Kamera, alles andere wäre altes Medium.
Gut, aber das war nur ein kleiner Ausflug in die Medien- debatte, die allerdings uns zu der Frage zwingt: Können neue Medien in der Kunst andere alte Medien so überrun- den, dass die alten dann an sich der Vergangenheit angehö- ren? Das ist offensichtlich nicht so, weil: das Medium ist Darstellungstechnik und sagt noch nichts darüber aus, was man mit dieser Darstellungstechnik anstellt. Und insofern gibt es heute die Partei derjenigen, die die Kreuzung aller Medien, die möglich sind fürs Darstellen, erwartet. Zu die- ser Partie gehöre ich auch, der sagt: Also das wäre wesent- lich für die Kunst, auf keine ihrer vergangenen Medien in der Darstellung zu verzichten, vielmehr nach Überkreu- zungen mit den neuen zu suchen.
Hier in der Ausstellung könnte sich das regen dadurch, dass es bis zur Fotografie geht. Aber wenn Sie diese foto- grafische Darstellung auffassen, dann können Sie sich auch gleich vorstellen, wie daraus ein Environment würde gleichsam in einer Art stehender, lebendiger Skulptur auch der Leiber. Was ja vom Barock her heutzutage wieder auf- genommen wurde in der und jener Unternehmung des Künstlerischen, lebende Skulptur. Weiterhin kann man sich dann auch eine Performance vorstellen, Konzept für eine Performance.
Aber sonst geht es um traditionelle Medien der Malerei, der Zeichnung oder auch der Fotografie, dort hinter mir an der Wand ebenso. Da könnte man sogar von rein skulpturelem reden, das hier eingesetzt wurde. Alles tendiert zu hohem technischen Raffinement der Querung dieser Medien.
Wenn Sie die beiden Tafeln dort an der Fensterwand neh- men, dann sind das ja mehrere Schichtenebenen, im Hintergrund die Fassade eines Hauses, fotografiert, darauf malerisch gesetzt, aber sehr plastisch aufgetragen, eine schlichte Hausfigur aus Gips,in der Illusion,die man in der Fläche erzeugen kann besonders durch den Auftrag dieser Hausfigur, und in realem Abstand dazu das Glas, auf das malerisch gezeichnet oder geschrieben wurde. Was Sie dort dann grau sehen, ist der Schattenwurf des auf die Glas- scheibe aufgetragen Schriftlichen oder der Zeichnungen darauf, von der Glasebene geworfen auf das Gipshaus. Also sehr raffiniert die Medien gequert und sogar in Ebe- nenwechsel gebracht, sodass innerhalb des Kunstwerks realer Schattenwurf auftaucht als Darstellungsmittel.
Diese Art Medienkreuzung in den traditionellen Medien lag immer künstlerisch an.Immer trieben Kunstarten in die anderen über, wie etwa in der Antike schon die großen Reliefs letzten Endes das Hinübertreiben des Malerischen in die Skulptur waren. Skulptur wollte an sich statuarisch sein, aber im Hellenismus versetzte sie sich dann in die Möglichkeit des Malerischen, auch richtig Geschichten zu erzählen, Abläufe usw., entgegen ihrem Statuarischen, das zunächst mal von ihr ausgeht. Umgekehrt versuchte man malerisch auch immer wieder ins Skulpturelle vorzutreiben, mit entweder dickem Farbauftrag, den man modulierte, oder oft in dem Kombinat Architektur – Malerei.Wenn Sie an den Barock denken und die Unmöglichkeit, beim trom- pe d´oeil des Barocks noch zu entscheiden, was ist hier Architektur 3-dimensional und was ist nur illusionistisch 3- dimensional, weil bloß gemalt.
So können Sie die Kunstgeschichte durchgehen, die da immer wieder die Kunstarten ineinander und übereinander treiben sieht, als eine Intention gegen den jeweils eigenen Kernsinn. Auch in der Moderne des 20. Jahrhunderts kommt das noch vor. Etwa Anselm Kiefer hatte sehr stark plastisch malerisch gearbeitet und steht deswegen gleich- sam als Extrem zu einem anderen, einigermaßen früheren Unternehmen, das sich selber Neoplastizismus nannte. Nämlich ich meine den Neoplastizismus der Niederländer, ihren malerischer Konstruktivismus, Mondrian als Haupt- typ. Der versuchte ja zu klären, dass die Farben allein für räumliche Wirkung, für plastische Eindrücke also hinrei- chen. Man braucht keine Zentralperspektive, man braucht keine modellierenden Auftragungsweisen. Sondern die Farben selber haben ihre Raumabstandswerte. Und darum gerade entstand neoplastizistisch der Eifer, ganz flächig, glatt flächig zu malen und allein den Farben die Raumwirk- ungen zu überlassen. Gut, das also zu diesem Hinüber-trei- ben der Künste ineinander, wovon Sie hier ein Beispiel fin- den bis zu hohem technischem Kombinationsraffinement.
Denn auch, wenn man sich darüber streiten kann, diese Ausstellung hat ja von Isabelle Muehlbacher den Namen bekommen: Beth. Bisweilen wehren sich Künstler, wenn ich in meine Interpretationen auch die Titel aufnehme, die sie geben. Weil sie sagen, die Titel würden sich blankem Assoziations-Zufall verdanken,sie hätten mit dem Bildsinn gar nichts zu tun. Sie dienten nur einer Erinnerungstech- nik, falls dann einer irgendwo hingeht und das Bild wieder sehen will. Dann wäre der Titel gleichsam ein Aufsuchlink. Aber dann frage ich mich trotzdem, warum nummeriert man dann nicht. Nummern sind das beste, um etwas wie- der aufzufinden. Und im Übrigen sagt man immer wieder O.T. Beim ORF heißt das Originalton, in der Kunst heißt es: Ohne Titel. Wenn ein Titel gegeben wird, nehme ich den Künstler beim Wort.
Beth heißt nun,und das lesen Sie auch in allen Skripten,die hier zu der Ausstellung bereit liegen, Beth heißt einerseits der zweite Buchstabe im hebräischen Alphabet, dem ent- spricht das Beta im griechischen Alphabet. Beth als Wort im Hebräischen heißt weiterhin sowohl die Ziffer 2 wie das Haus. Dann fällt Ihnen hier natürlich sofort auf ein Haus- motiv nach dem anderen bis zum Schiffshausmotiv. In der Schrifttafel, darauf werde ich später kommen, scheint das Motiv allerdings ein wenig unterbrochen, das hat aber trotzdem seinen Zusammenhang mit Beth.
Haus passt zu 2, weil es in einem bestimmten Sinn tatsäch- lich unsere zweite Bekleidung ist. Unsere erste ist das was wir als Kleidung anhaben. Und als die Scham aufkam, hat man Bekleidung des Leibs ja selbst unter klimatischen Ver- hältnissen eingeführt, die erlaubt hätten, dass der Mensch unbekleidet herumläuft. Aber mit der Scham setzte dann die Bekleidung auch unter solchen Umständen ein, auf jeden Fall als Bekleidung Nr. 1. Und dann kommt das Haus, wie immer gestaltet von der Höhle bis zum Zelt, als die Kleidung Nr. 2, die uns umgibt. Als solche ist diese Kleidung immer auch das Negativ unseres bewegend- bewegten Leibs. Denn Häuser belebt man ja. Treppen ver- weisen aufs Aufsteigen und Hinuntersteigen, Flure aufs Vorangehen oder Zurückgehen, Zimmer stellen dar das Zu-Ruhe-Kommen und Einhalten der Bewegung usw.Nun sehen Sie hier nur auf die Kuben dieser Häuser, wodurch das, was ich benannte, das Negativ zu unserem bewegten Leib in eine Umkehr tritt. Etwa auf diesem großen foto- grafischen Diptychon passiert eine Umwandlung dazu, der Leib wird zum Negativ der Häuser.
Das könnte man als Motiv auffassen, hin darauf, dass man in der menschlichen Kulturgeschichte auch immer den Traum vom transportablen Haus geträumt hatte, also auch den Traum vom Schneckenhaus bis zum heutigen Wohn- wagen und den Wohnschiffen zuvor und aufs Jetzt, bis hin auch zu einem uralten ersten ethischen Satz der antiken Philosophie: Alles das Meine trage ich mit mir (Bias). Und das möchte man dann eventuell auch für seine zweite Kleidung, das Zelt als Urform dessen, nämlich zu dem Haus die Urform, das man mit sich trägt, wie das die Schnecke tut. Ein altes Märchen, ein altes utopisches Mo- tiv, das durchgegangen ist zu uns heute. Hier, in den Bild- welten Mühlbachers, geht es fast darum, sich des Hauses zu bemächtigen. Also in solchem Sinn bedeutet Haus ein Zweites, das zu einem Negativ wird und damit, im Zweiten eines Negativs, kommt man dann auch sogar in den Zusammenhang zu jener Darstellung Muehlbachers, in der mit Schattenwurf gearbeitet wird, weil es in der Arbeit um Spiegelbild geht, ohne Spiegelverkehrung, doch der Schat- ten ein Zweites in Reflexion negativ.
Das entsprechende Negativ im Spiegelbild wäre die Spie- gelverkehrung, wohlgemerkt, mit positiver Reflexion. Irgendeine Verkehrung passiert ja stets im Negativ sonst immer,von der Fotografie bis zur gegossenen Skulptur,wo die Form, in die gegossen wurde, das Negativ ausmacht. Jetzt, in der Spiegelverkehrung, steht eben jene Schrifttafel mit dem Text: Objects in mirror are closer than they appe- ar. Sie wissen aus eigener Erfahrung mit dem Spiegelbild tatsächlich, dass dieser Satz triftig ist. Wie immer Sie vor den Spiegel treten, Sie müssen nahe treten, wenn Sie sich dabei so richtig sehen wollen, alles Fernere ist im Spiegelbild gar nicht mehr zu erfassen. Sie können den Versuch machen im Vorstellen einer Spiegelung von Landschaft, mit der Ferne gelingt diese Spiegelung nicht. Was Sie real noch sehen können, verschwindet im Spiegel- bild, auf Ferne gerichtet, in die Unsichtbarkeit. Das heißt, fürs Spiegelbild muss alles näher rücken, die Objekte müs- sen näher stehen, obwohl sie dann im Spiegelbild wie von fern herscheinen.
Trotzdem ist beim Spiegelbild zum weiteren zu erfahren:es ist jenes Natur-Urphänomen, in dem den Menschen auch vor aller Entwicklung von Kultur, gar Kunst und Darstell- ung das Darstellen begegnete, sinnlich aufgefasst. Nämlich das visuelle Erscheinen eines Objekts an einem Ort, wo es real nicht ist. Dabei ist der Spiegel auch verwandelt und transformierend, je nach dem Element des Spiegels. Wenn sich was im Wasser spiegelt, taucht das Objekt plötzlich gewellt auf, in Bewegung, wie wenn es einen Film in Bewegtheit darstelle – selbstbewegte Objekte. Wenn Sie andere Materien der Spiegelung haben, kann es zu Verkleinerungen und Vergrößerungen kommen, dann Hohlspiegelsituationen, die natürlich auch auftreten kön- nen, ebenso Konvexspiegelungen, die völlig verzerren. Transformationen, demnach das schon in der Natur also, was dann die Darstellung künstlerisch alles mit sich brach- te, von der Natur lernend. Objekte zu präsentieren visuell an Orten, wo sie nicht sind, und zugleich diese Darstellun- gen von Objekten transformieren zu können bis zur Un- kenntlichkeit, das sind schließlich wesentliche Kunstunter- nehmen.
Gehen Sie durch die Stadt und sehen Sie all die Spiegelungen in den Schaufenstern, oder Glastüren, wie die Objekte teilweise bis zur Unkenntlichkeit transformiert werden durch die verschiedensten Spiegeleffekte, so viel schon im Stadtspaziergang abstraktes wie konkretes Darstellungswahrnehmen, wenn man aufmerkt. Ja, Spiegel, klar, Nr. 1, Nr. 2, dabei aber größte Transformations- schritte, und trotzdem liegt alles am Positiv-Negativ, an dem Original und seiner Spiegelverkehrung. Um das Geheimnis der 2 - als ersten Schritt von Zahlenvermehr- ung - dreht sich wohl diese kleine Ausstellung. Diesen Vor- gang der ersten Vermehrung im Zahlensinne sollte man nicht unterschätzen. Aus dem kam das ganze Problem der Bewegungstechnologie, nämlich Beschleunigungstechno- logie.
In diesem Sinne bitte ich Sie, die Objekte dann hier auch zu genießen, als dieses Zwischenspiel zwischen einer mathematischen Bestimmung, einer Darstellungsbestimm- ung und einem tief geladenen symbolischen Thema wie dem Haus, Umgang mit dem Haus. Konfrontation dessen auch dort in den zwei Tafeln, Diptychon 2 der kleinen fei- nen Ausstellung. Das ist nun eine Sache, die die Künstlerin wenigstens für diese ganze Ausstellung verfolgt. Aber dort, in Diptychon 2, soll es auch um die Konfrontation von Haus und Fassade gehen. Das ist nämlich noch wieder etwas anderes, die Fassade ist sozusagen die Darstellung und Demonstration und Mitteilung von etwas in der Fläche, das mit dem Haus gar nichts zu tun haben muss. Der Kubus erinnert einen aber immer an Raumtiefen, an Häuslichkeit, Eingeschlossenheit, im Sinn von Schutz, aber auch eventuell Gefängnis.
Dankeschön fürs Zuhören.
B. Horn: Darf ich noch kurz für die kleine Ausstellung etwas sagen. Das Relief hast du vergessen, so klein ist die Ausstellung doch nicht.
B. Schmidt: Ach so Entschuldigung, ja, weil das im Schaufenster steht und zur Betrachtung müsste man auf die Straße treten.
B. Horn: Macht ja nichts, in der kleinen Ausstellung war die Provokation.
B. Schmidt: Das Relief, titular genannt die Intarsie, bietet nun auch eine Verquerung der verschiedenen Me- dienmöglichkeiten. Intarsien sind ja eine hoch exakte skulpturele Angelegenheit. Und insofern ist es dann erstaunlich, wie man Malerisches mit Intarsien erzeugen kann. Und hier geht es auch nicht um eine echte Intarsie, sondern hier soll ja der Intarsieneffekt herauskommen durch das Kombinat. Es handelt sich nämlich um einen Siebdruck, der so gemacht ist, dass einem diese menschli- che Figur dort so wie eingelassen eben im Sinn des Intarsiums vorkommt. Also nebenbei auch eine technische Spielerei in der Kreuzung traditioneller Medien, doch mit der Einsicht verbunden, wie plastisch man werden kann auf malerischem Wege, konfrontiert mit einer sehr flächi- gen Zeichnung daneben, die aber auch ins Räumliche vor- angetrieben wird. Und das Hausmotiv als Fassadenmotiv und menschlicher Leib. Gut das noch als Zusatz wie Zugabe.